Fall Ofarim: Erstmals spricht der Hotel-Mitarbeiter
„Der Prozeß gegen Gil Ofarim, der einem Hotel-Mitarbeiter Antisemitismus vorwarf, beginnt in Leipzig. Dabei erzählt der Manager erstmals seine Version der Geschehnisse und wie er bedroht wurde.
LEIPZIG. Beim Gerichtsverfahren gegen Gil Ofarim, dem die Staatsanwaltschaft unter anderem Verleumdung und Prozeßbetrug vorwirft, hat der betroffene Hotelmanager erstmals öffentlich seine Version vorgetragen. Der Sänger hatte in einem viral gegangenen Video behauptet, er sei wegen des Tragens einer Davidstern-Kette am Einchecken gehindert worden.
Markus W., dem diese Vorwürfe galten, stellte dies nun als Zeuge komplett anders dar. Im Hotel sei das System ausgefallen, das die Zimmerkarten codiert. Dies habe, nachdem noch eine Mitarbeiterin fehlte, das Einchecken der Gäste verzögert. Dadurch sei die Schlange an der Rezeption immer länger geworden, berichtete der Hotel-Mitarbeiter.
„Was ist das für ein Scheißladen?“
Der 35jährige sagte laut Spiegel aus, daß ihn dann zwei Stammgäste angesprochen hätten, da ihre Zimmerkarten schon bereitlagen. Dies sei zutreffend gewesen, und daher habe er ihnen diese sofort gegeben. Daraufhin sei Ofarim „wild gestikulierend“ auf ihn zugekommen und habe gerufen: „Was ist das hier für ein Scheißladen?“
Der Künstler meinte, so der Zeuge, andere Gäste würden bevorzugt behandelt. Ofarim habe angekündigt: „Ich werde jetzt gleich aufs Zimmer gehen, dann geht die Sache viral, dann erkläre ich der Welt, was das hier für ein Scheißhotel ist. Ich werde nie wieder in diesem Hotel wohnen.“
Ofarim sollte sich entschuldigen
Daraufhin habe er, so der Hotel-Angestellte, Ofarim den Meldeschein weggenommen und gesagt: „Okay, dann werden Sie auch heute nicht unser Gast sein.“ Dies würde sich allerdings ändern, wenn Ofarim um Entschuldigung bitte. Daraufhin habe Ofarim sich auf den Weg zum Ausgang gemacht. W. sagte, er sei ihm gefolgt und habe ein Gespräch angeboten. Doch der Gast habe dies nicht gewollt und fluchend das Gebäude verlassen. Außerdem habe er ihn bedroht.
Als er am nächsten Morgen von Ofarims Instagram-Video erfahren habe, sei er entsetzt gewesen, „was da behauptet wird“. Er habe sich gefühlt, als ob ihm jemand den Teppich unter den Füßen wegziehe. Ununterbrochen habe es empörte Anrufe gegeben. Auf seinem privaten Instagram-Account seien zahlreiche Beschimpfungen eingegangen. Er habe das „nicht mehr aushalten“ können.
Hotel-Mitarbeiter zehn Tage an sicherem Ort
Die Bedrohungen seien so schlimm gewesen, daß er seinen Instagram-Account gelöscht, sein privates Türschild an der Wohnung entfernt und sich mehr und mehr zurückgezogen habe. Er habe kaum noch schlafen können und werde psychologisch betreut. Der Hoteldirektor habe ihn sofort für zehn Tage an einen sicheren Ort gebracht. Aus Sicherheitsgründen sei er anschließend noch drei bis vier Tage verreist.
Aufnahmen von Überwachungskameras hatten belegt, daß Ofarim die Kette mit dem Davidstern nicht sichtbar trug. Daher und wegen weiterer Indizien kommt es nun zum Prozeß gegen den jüdischen Künstler. Dieser findet wegen der allgemeinen Bedrohungslage gegen Juden unter hohen Sicherheitsauflagen statt.“
https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2023/ofarim-hotel-mitarbeiter/
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