Hypochondrie, die ungesunde Angst vor Krankheiten? Wie viel Sorge ist noch normal? Jeder Mensch hat mehr oder weniger Angst davor krank zu werden. Bei vielen sind es v.a. die gefährlichen Krankheiten wie Krebs, die diese Angst auslösen. Und das ist auch irgendwie nachvollziehbar, oder? Doch bei einigen entwickelt sich die Angst vor Krankheiten zu einem ernsten psychologischen Problem. Sogar soweit, dass klare Beweise, dass keine Krankheit vorliegt nicht hilft.
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Ab wann bin ich ein Hypochonder?
In der Realität muss ich leider sagen, dass wir Ärzte immer noch nicht alle Krankheiten schnell und verlässlich diagnostizieren können. Das ist natürlich ein Problem. Deshalb können die Beschwerden über eine fehlende Diagnose absolut berechtigt sein und machen Sie nicht direkt zum Hypochonder. Wenn allerdings alle Symptome gecheckt und als harmlos bzw. schnell behandelbar eingestuft werden, zeigen sich oftmals erste Anzeichen einer hypochondrischen Störung.
Hypochonder zweifeln solche eigentlich beruhigenden Diagnosen nämlich häufig an. „Das kann doch so nicht stimmen, meine Symptome sind viel schwerwiegender und ich werde hier nicht ernstgenommen.“ ist eine der häufigsten Äußerungen, die wir dann zu hören bekommen. Für Ärzte ist die Situation nicht einfach, denn wir verlassen uns auf Untersuchungsergebnisse und können uns leider einfach nicht in Ihren Körper versetzen. Wenn Sie also bei sich bemerken, dass sie die ärztlichen Diagnosen häufig anzweifeln oder wegen derselben Erkrankung von Arzt zu Arzt wechseln, könnte das ein Anlass für ein Gespräch mit Ihrem Arzt sein. Das fällt natürlich schwer, wenn das Vertrauensverhältnis schon belastet ist.
Ca. 1% der Gesamtbevölkerung kennt diese Unsicherheit und für Außenstehende klingt die Lösung des Problems denkbar einfach. Dann beschäftigen wir uns einfach nicht mehr mit den, wahrscheinlich sowieso harmlosen, Symptomen. Genau das ist für Hypochonder keine Alternative. Jedes Symptom muss i. d. R. so lange untersucht werden, bis sich eine eindeutige Ursache dafür finden lässt. Wie Sie sich denken können, ist das eine gewaltige Belastung. Wir kennen das Problem in Phasen, in denen wir tatsächlich selbst erkrankt sind und Schlimmeres befürchten bis eine entlastende Diagnose kommt. Stellen Sie sich das noch zigfach verstärkt und dauerhaft vor.
Warum ist ein Hypochonder so empfindlich?
Das Wort empfindlich ist in diesem Zusammenhang irreführend, weil Menschen mit hypochondrischer Störung nicht empfindlicher sind, sondern einfach eine andere Wahrnehmung besitzen. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Oftmals sind allerdings in der Kindheit belastende Ereignisse aufgetreten, die den Umgang mit körperlichen Beschwerden zum Reizthema gemacht haben. Wenn man in jungen Jahren mit schweren Krankheiten konfrontiert wird, hinterlässt das einen bleibenden Eindruck und kann später dafür sorgen, dass man selbst zu häufig schwere Erkrankungen hinter harmlosen Symptomen vermutet.
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