Am vergangenen Wochenende hat die Europäische Union in einem abgekarteten Spiel den Erz-Föderalisten Jean-Claude Juncker zum Kommissionspräsidenten gemacht.
Um ehrlich zu sein, wer den Chef-Eurokraten spielt ist für mich eher uninteressant, aber die Art und Weise wie die Ernennung ablief, sagt eine Menge über die sich verändernde Natur der Machtstrukturen in Europa aus.
Regierungen von Stockholm bis Rom haben sich gegen Juncker zur Wehr gesetzt, aber letztlich wollte keine von ihnen Berlin die Stirn bieten. Darüber hinaus sind noch einige betont nichtssagende Äußerungen von Wladimir Putin bei einer öffentlichen deutsch-russischen Veranstaltung am Wochenende erwähnenswert:
„Wir schätzen das gemeinsame Potenzial der russisch-deutschen Beziehungen und das hohe Niveau des Handels und der wirtschaftlichen Kooperation. Deutschland, als einer der Führer der Europäischen Union, ist unser wichtigsten Partner bei der Stärkung des Friedens und der globalen und regionalen Sicherheit.“
Ich möchte behaupten, dass wir eine entscheidende Verlagerung im politischen Charakter Eurasiens sehen. Die Geschichte zeigt, dass maritime und kontinentale Imperien stets zu langandauernden Kriegen geneigt haben. Man denke an Athen gegen Sparta, Karthago gegen Rom oder Großbritannien gegen das napoleonische Frankreich. Der letzte große Konflikt wurde zwischen den USA und der Sowjetunion ausgetragen und endete zugunsten des maritimen Imperiums.
Im Ergebnis haben wir seit 1989 in einer vom US-Militär geführten Ordnung gelebt, aber nach einigen Unannehmlichkeiten in der Rolle des Weltpolizisten ist dieses maritime Imperium nun auf dem Rückzug.
Die Konsequenz dieser Bewegung in die Isolation ist, dass eine Reihe ‘kontinentaler Imperien’ nun anfangen, das Monopol der ‚legalen‘ internationalen Gewalt herauszufordern, welches die USA über die letzten 25 Jahre innehatte. Die offensichtlichsten Herausforderer kommen in Gestalt der Sunni-Moslems im Mittleren Osten daher, oder in Ostasien, wo ein selbstsichereres und durchsetzungsfähigeres China seine Vormachtstellung vor Augen führt. Derartige Verwicklungen haben das Potenzial, sich zu umfassenden regionalen Problemen zu entwickeln.
Was mich aber weit mehr sorgt, ist die sich abzeichnende kontinentale Allianz zwischen Russland und Deutschland. Aus gutem Grund war es seit Jahrhunderten eine fixe Idee französischer Diplomatie, eine derartige Partnerschaft zu verhindern.
Eine Kombination von deutscher industrieller Macht und russischen Rohstoffen und militärischer Stärke würde umgehend einen Riesen erschaffen. Die Polen sind, als immerwährende Opfer der Abmachungen zwischen Deutschland und Russland, bereits sichtbar in Panik. Und das sollten sie auch sein.
Historisch gesehen hat Paris immer dazu geneigt, sich mit den Russen zu verbünden. Nicht weil es ihnen gefallen hat, sondern um zu verhindern, dass Deutschland das Gleiche tut. Das Problem ist, dass Frankreich Russland nichts anzubieten hat (außer ein paar schöne Ferienhäuser und Bootsanleger für Magnaten an ihren Mittelmeerküsten). Frankreich ist in jedem Fall mehr damit beschäftigt, seinen eigenen politischen und ökonomischen Selbstmord zu perfektionieren.
Somit verbleibt das Vereinigte Königreich als einziger Schild gegen eine Allianz im Osten. Aber vergangenes Wochenende gab es eine eindeutige Aussage, wo Berlin seine Interessen sieht. Nach der Juncker-Wahl mögen London besänftigende Worte wie „verlasst uns nicht“ angeboten worden sein, aber der Vorfall hat bestätigt, dass die politische Landschaft sich von einem europäischen Deutschland zu einem deutschen Europa gewandelt hat.
Das Vereinigte Königreich scheint sich nun auf den Weg zu machen, innerhalb von vier Jahren aus der EU auszutreten. Die Chancen, dass London eine Art Grundsatzvereinbarung erreicht, die Großbritannien in der EU halten würde, müssen als nahezu nicht vorhanden eingeschätzt werden.
Und wie Winston Churchill sagte: „England gehört nicht zu Europa, es gehört auf die Meere.“ Anders als Mitte des 20ten Jahrhunderts wird das Vereinigte Königreich einem kontinentalen Imperium kaum als Juniorpartner beitreten und wenn die Zeit zur Entscheidung gekommen ist, wird es mit dem von der USA angeführten maritimen Imperium verbündet bleiben.
Im alten System war Europa eine Art Protektorat des maritimen US-Imperiums, ein Setup das halbwegs funktioniert hat. Dieser Status-Quo wird nun aus dem Osten herausgefordert, wo Wladimir Putin das klare Ziel hat, eine neue russisch-deutsche Allianz zu schmieden, deren Lehen ganz Osteuropa durchziehen werden. Wenn er damit Erfolg hat, hat das einen umfassenden Verlust für das maritime Imperium zur Folge, besonders wenn Großbritannien sich als EU-Spieler selbst verabschiedet hat.
In den USA wird solch eine politische Zerstückelung umfassende politische Auswirkungen haben. Die Frage wird nicht nur sein, wie „wir“ Asien und den Mittleren Osten verlieren konnten, sondern auch „unseren“ verlässlichsten und gefügigsten Alliierten – Europa.
Quelle: Zero Hedge, 02.07.2014 – Beitrag von Tyler Durden –
The Emerging German-Russian Axis
Aus dem Englischen übersetzt von Lars Quinnell am 03.07.2014.
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One Comment
Sven Boernsen
“Was mich aber weit mehr sorgt, ist die sich abzeichnende kontinentale Allianz zwischen Russland und Deutschland. Aus gutem Grund war es seit Jahrhunderten eine fixe Idee französischer Diplomatie, eine derartige Partnerschaft zu verhindern.”
Da bin ich anderer Meinung: Eine Achse Paris – Berlin – Moskau wäre nur natürlich und könnte sich bis Peking durchziehen. Es gibt eigentlich nur einen winzig kleinen Stadtteil, dem das mißfällt: Die City of London. Und, machen wir uns nichts vor, die CoL ist sehr daran interessiert die Franzosen g e g e n solch eine politische Bewegung in Stellung zu bringen. Und die Polen? – Die Polen sind wie eine Maus zwischen den Pranken einer Katze. Die eine Pranke heisst Russland, die andere Deutschland. Aber weder Russen noch Deutsche haben ein ernsthaftes Interesse dieser Maus zu schaden, es sei denn, dass diese Maus glaubt, (wieder mal) die Karte der CoL – sozusagen als Joker spielen zu müssen.